Der Huf wächst ständig weiter, im Sommer schneller als im Winter. Bei fehlendem Abrieb und/oder zu lange Intervalle zwischen den Hufbearbeitungen wird der Huf also zwangsläufig irgendwann zu lang.
Im Sohlenbereich kann dies bedeuten, dass die Eckstreben immer mehr nachschieben und sich über die Sohle legen (doppelte Sohle). Dadurch entsteht dauerhafter Druck im Sohlenbereich, dieser kann Hufgeschwüre zur Folge haben. Gerade bei flachen Hufen wird der Strahl immer breiter, die seitlichen Strahlfurchen können nicht mehr richtig gereinigt werden und Bakterien können ungehindert den Strahl angreifen (Strahlfäule).
In einigen Fällen kann man beobachten, wie der Huf versucht sich selbst zu helfen. Dann kann man schon mit dem Hufauskratzer ganz einfach poröses, überschüssiges Sohlenhorn entfernt. Der Strahl löst sich teilweise komplett ab und darunter befindet sich ein neuer Strahl.
Im Wandbereich fängt das Horn meistens an auszubrechen, Risse entstehen und oftmals wird die weiße Linie durch die stark hebelnden Wände aufgezogen. Dort wo der Wandüberstand nicht oder „ungünstig“ wegbricht, entstehen immer stärkere Hebel. Diese können je nach Lage einen flachen – und/oder schiefen Huf begünstigen. Der Tragrand wird durch das wegbrechende Wandhorn immer mehr geschwächt.
Beispiele Anhand zwei unterschiedlicher Pferde:
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Ein Pferd mit sehr langen Hufwänden. Die Hufe sind noch verhältnismäßig gerade, da es relativ gleichmäßig auffusst und die Hufe vorher scheinbar in Balance waren. Hier konnte ich mit nur einer Bearbeitung bereits das meiste korrigieren.

Der Hufe war deutlich zu lang und flach. Seitlich ist bereits viel weggebrochen, im Zehenbereich ist jedoch der überwiegende Teil stehen geblieben und hat den Druck auf den Trachtenbereich erhöht.
Nach der ersten Bearbeitung steht der Huf wieder steiler. An der Außenwand ist der Tragrand noch nicht wieder komplett hergestellt.
Gleiche Hufe, in der Ansicht von vorne/oben


In der Sohlenansicht sieht man die weggebrochenen Seitenwände und den knapp 1cm Wandüberstand im Zehenbereich sehr gut. Dieser hat die weiße Linie deutlich aufgezogen.
Nach der Bearbeitung sieht der Huf immer noch ziemlich „unschön“ aus. Strahlfäule kommt zum Vorschein, der seitliche Tragrand fehlt teilweise immer noch und die Trachten sind untergeschoben. Dies wird sich im laufe der nächsten Bearbeitungen aber weiter verbessern.
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Ein Beispiel für stark wachsendem Horn im Sohlenbereich. Das Pferd hatte sehr lange, umgeklappte Eckstreben, viel Zerfallshorn und der Strahl ist sehr breit. An den Hinterhufen konnte man den Strahl komplett aufklappen, darunter befand sich bereits ein neuer Strahl (leider habe ich hiervon kein Foto).

