- Fallbeispiele Hufbearbeitung
- Fallbeispiel: Barhufumstellung
- Fallbeispiel: Pferdebeurteilung und Beratung (ohne Hufbearbeitung)
Fallbeispiele Hufbearbeitung
Pferd mit flachen, rotierten Hufen
Das Pferd steht deutlich zu flach, die Zehe war viel zu lang und es bestand Innen auf beiden Seiten ein starker Hebel. Zusätzlich sind die Hufe schief (verkippt und rotiert).
Die Ursache für die Problematik liegt allerdings weiter oben. Dies wird deutlich, sobald man das Pferd in Bewegung sieht. Die Hufe werden einseitig stärker belastet, das Pferd fußt schief auf und dreht dabei noch den Huf. Die Hufe sind in diesem Fall also nur ein Symptom. Wichtig ist neben der angepassten Hufbearbeitung auch die kontinuierliche Arbeit an dem eigentlichen Problem im Bewegungsablauf.
Bei der Hufbearbeitung habe ich den Fokus auf das Kürzen der Zehe und die Beseitigung der Hebel gesetzt. Der Huf steht nach der Bearbeitung schon deutlich steiler. Um dem Pferd das Abrollen über die Zehe zu erleichtern, habe ich diese zusätzlich sehr stark berundet. Eine deutliche Verbesserung der Schiefe und Rotation im Huf dauert allerdings länger. Im Laufe der nächsten Bearbeitungen kann ich dem zwar weiter entgegenwirken, ausschlaggebend ist allerdings die Verbesserung des Bewegungsablauf.
Die nachfolgenden Bilder zeigen den Zwischenstand nach der ersten Hufbearbeitung.

Vorne Rechts:
Der Huf ist deutlich zu flach und die Zehe zu lang. Die Stellung konnte ich in der ersten Bearbeitung schon stark korrigieren, auch wenn er immer noch etwas zu flach steht.
Vorne Rechts:
Der Winkel der beiden Fotos passt leider nicht ganz überein, aber man erkennt dennoch die Beseitigung der Hebel.
Zusätzlich fallen die Einblutungen an der Zehenwand auf. Diese sind durch die zu lange Zehe und die damit verbundenen Zugkräfte an der Zehenwand entstanden


Zwischenstand: Links der noch unbearbeitete Huf, rechts der bereits bearbeitete Huf.
Vorne Links:
Dieser Huf war ebenfalls viel zu flach und die Zehe zu lang.


Vorne Links:
Nach der Bearbeitung ist der starke Hebel an der Innenseite der Zehe (links) nahezu verschwunden. Auch hier sind deutliche Einblutungen an der Zehenwand sichtbar.
Bild 1: Beim Blick auf die Sohle, ist die Rotation und Schiefe im Huf gut erkennbar. Der Strahl hatte einige tiefe Taschen, in denen sich bereits Strahlfäule gebildet hatte. Diese musste ich großflächig freischneiden, daher sieht er aktuell noch etwas wild aus. Dadurch, dass das Pferd sehr flach und platt auf der Sohle steht, gab es einige Einblutungen an der Sohle. Allgemein neigt das Pferd dazu fühlig zu laufen.
Auf Bild 2 ist erkennbar das der Huf nach innnen (rechts) verkippt ist.

Pony mit flachen Hufen
Dieses Pony hatte in der Vergangenheit mit Rehe zu kämpfen und es gab immer wieder zu lange Intervalle zwischen den Hufbearbeitungen. Dadurch sind alle Hufe extrem lang und flach geworden. In solchen Fällen wähle ich in der Anfangszeit gerne kürzere Intervalle zwischen den Bearbeitungsterminen. Hierdurch lässt sich schneller eine positive Stellungsveränderung erzielen, ohne Sehnen und Gelenke zu sehr zu belasten.
Fokus der Bearbeitung lag auf dem Kürzen der Zehe, Entfernen der äußeren Hebel und die Wiederherstellung einer Planen Fussung.
Es wird voraussichtlich noch 2-3 Korrekturen benötigen, bis die Hufe wieder in Balance sind.

Durch die Bodenweite Gliedmaßenstellung der Vorderbeine, wurde die Innenseite der Hufe mehr belastet. In der Folge wurden die äußeren Hufwände immer länger. Nach der Bearbeitung stehen die Vorderbeine wieder paralleler, innere und äußere Hufwand sind gleich lang und ermöglichen einen plane Fussung.
Von der Seite ist die deutlich zu lange Zehe zu erkennen. Dadurch steht das Pony sehr flach, was zu einer starken Beladung von Sehnen und Bändern führt. Achtet man auf die Fesselachse nach der Bearbeitung, ist besonders hinten schon eine deutlich steilere Stellung zu sehen. Vorne ließ der Huf im ersten Schritt noch keine ganz so starke Korrektur zu, aber auch hier ist eine steilere Stellung zu erkennen und die stark hebelnde Zehe wurde deutlich gekürzt und gestreckt. Hinten links war der Huf nach innen verdreht, dies wurde ebenfalls korrigiert.


Auch hier ist nach der Bearbeitung eine deutlich steilere Stellung und gekürzte Zehe zu erkennen.
Pferd mit Problemen in der Hinterhand

Beide Hinterhufe zeigen deutlich abgelaufene Zehen, da die Hinterbeine beim Abfußen nicht richtig hochgehoben werden und die Zehenspitze dadurch häufig über den Boden schleift.
In diesem Fall ist die Ursache unter anderem Spat.
Bei der Bearbeitung achte ich darauf die Zehe möglichst kurz zu halten und zu Berunden, um dem Pferd das Abfußen zu erleichtern.
Natürlich müssen auch noch andere Punkte beachtet werden, wie beispielsweise der Einfluss der Hufstellung auf die erkrankten Gelenke, aber darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen.

Pferd mit Fehlstellung der Vorderbeine
Bei diesem jungen Haflinger sind die Vorderbeine ab Höhe des Karpalgelenks nach innen rotiert.
Bei meinem ersten Besuch hatte die Rotation deutliche Spuren an beiden Vorderhufen hinterlassen. Ich zeige euch hier den Verlauf über 10 Wochen, am linken Vorderhuf. Das Pferd zeigte vorne beidseitig einen Diagonalhuf, durch die Rotation waren die Hufe lang, schmal und nach innen verdreht (deutlich ausgeprägte Zehenabweiser und erhöhter & verbreiterter Tragrand an der inneren Zehe und der äußeren Trachte).
Nach 10 Wochen sind die Hufe nun deutlich runder und gleichmäßiger, die Stellung der Vorderbeine hat sich zudem verbessert.
Die Vorderbeine sind beidseitig ab dem Karpalgelenk nach innen rotiert, dies hat ebenfalls eine Innenrotation der Hufe zur Folge.


Vor der ersten Bearbeitung, der Huf ist sehr schmal und langgezogen. Die Rotation hat deutliche Spuren am Huf hinterlassen, er ist ebenfalls nach innen verdreht. 1: deutlicher Zehenabweiser an der Innenseite (der Tragrand ist dort breiter und höher als an der Außenseite), 2: der Tragrand im äußere Trachtenbereich ist ebenfalls breiter und höher als der Innenseite, 3: deutlich ausgeprägte Eckstreben, die den Strahl bereits beeinträchtigen.
Verlauf innerhalb von 10 Wochen.
Oben links -> unten rechts. Vor der 1ten Bearbeitung, nach der 1ten Bearbeitung, 5 Wochen später nach der 2ten Bearbeitung, weitere 5 Wochen später nach der 3ten Bearbeitung.


Aktueller Stand des Hufes, 10 Wochen nach der ersten Bearbeitung. Der Huf ist deutlich runder und gleichmäßiger, der Strahl und die Trachten haben wieder Platz und die Rotation ist am Huf kaum noch erkennbar.
Leider haben sich einige Steichen seitlich in die weiße Linie gesetzt und diese etwas aufgezogen, das bekommen wir aber sicherlich auch noch in den Griff!
Der Winkel der beiden Fotos passt leider nicht ganz überein. Dennoch ist erkennbar das der Hebel auf der Innenseite (wenn man draufschaut links) nicht mehr vorhanden ist und der Huf dadurch gerader steht.

Weitere Beispiele
Fallbeispiel: Barhufumstellung
Für mich ist die Barhufumstellung immer besonders spannend, da bei der Umstellung neben dem Huf noch viele andere Aspekte eine Rolle spielen. Haltung, Nutzung usw.
Bei diesem Pferd kamen erstmal die Eisen ab und ich habe die erste Hufbearbeitung durchgeführt. Fokus lag auf dem Freilegen der funktionalen Sohle, Beseitigung der äußeren Hebel und einem gleichhohen/geraden Tragrand.
Nach der Eisenabnahme kürze ich bewusst noch nicht zu viel von unten und lasse lieber etwas mehr Tragrand stehen. Das Pferd kann sich so an die neue Situation gewöhnen und die Sohle erhält möglichst wenig Bodengegendruck.
Bei der nächsten Bearbeitung überprüfe ich wie der Huf sich ohne Eisen verändert. Oftmals werden Hebel/ungleich Abnutzung usw. dann erst richtig sichtbar. Kommt das Pferd mit der neuen Situation gut klar und läuft nicht fühlig, kann ich im nächsten Schritt eine etwas stärkere Stellungskorrektur vornehmen.
In dem konkreten Fall ist der Huf natürlich noch deutlich zu flachen, die Zehe ist zu lang und der Huf ist im Trachtenbereich sehr eng. Ziel ist es diese Punkte in den nachfolgenden Bearbeitungen immer mehr zu korrigieren, so das der Huf wieder in Balance kommt.
Fallbeispiel: Pferdebeurteilung und Beratung (ohne Hufbearbeitung)
Vor einigen Wochen wurde ich für eine zweite Meinung zu einem Pferd gerufen. Die Besitzerin berichtete das ihr Pferd trotz regelmäßiger Hufbearbeitung immer fühliger läuft. Sie wollte von mir erfahren, wie ich diesen Fall und die aktuelle Hufbearbeitung einschätze.
Im Vorgespräch erwähnte sie, dass ihr Pferd auch mit Hufschuhen immer fühliger läuft. Diese Aussage verwunderte mich, Hufschuhe sollten die Sohle des Pferdes schützen und es sollte damit nicht fühlig laufen. Mein erste Vermutung war, dass es eventuell von den Gelenken und nicht von den Hufen kommt. In diesem Fall würde das Pferd ebenfalls harten Boden meiden, weil die damit verbundenen erhöhten Erschütterungen unangenehm sind. Die Besitzerin bestätigte mir auf Nachfrage, dass das Pferd auch auf geradem harten Asphalt (ohne sichtbare Steine usw.) fühlig läuft, was zu dieser Theorie passen würde.
Die Besitzerin stellte mir alte Klinkberichte inkl. Röntgenbilder zur Verfügung. Hier konnte ich dann lesen, dass vor einigen Jahren tatsächlich als Nebenbefund eine geringgradige Hufknorpelverknöcherung festgestellt wurde. Die geschilderten Symptome passen zu dem damit einhergehenden Krankheitsbild.
Bei meinem Vorort Termin stellte sich heraus, dass das Pferd kaum Sohlenwölbung besitzt und es sich bereits eine deutliche Sohlenschwiele angelaufen hat. Allerdings hatte die Sohle keine sichtbaren Einblutungen und das Pferd zeigte keinerlei Reaktion beim Abdrücken der Sohle mit der Hufzange. Dies legt nahe, dass die „Fühligkeit“ tatsächlich nicht von der Sohle stammt.
Die aktuelle Hufbearbeitung unterschied sich in einigen Punkten stark von meiner Arbeit, gefiel mir aber grundsätzlich gut. Die Hufe waren weder zu steil, noch zu flach und die Außenwände nahezu gleichhoch. Ich erklärte der Besitzerin das es im Falle einer Hufknorpelverknöcherung besonders wichtig ist, dass die Hufwände möglichst gleich hoch sind. Eine ungleiche Höhe hätte zur Folge, dass eine Hufseite und somit auch der sich dort befindliche Hufknorpel stärker belastet wird.
Ein Blick auf die Haltung zeigte zudem, dass das Pferd aktuell nur auf hartem Boden inkl. viel betonierter Fläche steht. Zusätzlich wird das Pferd überwiegend auf hartem Boden im Gelände geritten. Im Falle einer Hufknorpelverknöcherung ist beides kontraproduktiv. Es bedeutet im Allgemeinen stets eine stärkere Belastung der Gelenke.
Da sich die Gegebenheiten Vorort kurzfristig nicht ändern lassen, riet ich ihr dazu Hufschuhe mit einem stoßdämpfenden Polster auszuprobieren. Zusätzlich empfahl ich für die weitere Abklärung einen Tierarzt hinzuziehen. Dieser kann dann überprüfen, ob die Symptomatik wirklich von einer Verschlechterung der Hufknorpelverknöcherungen stammt und evtl. akute entzündliche Prozesse im Gang sind. Gegebenenfalls sind auch eine vorübergehende Medikation oder weitere Maßnahmen nötig. Spannend wäre es neue Röntgenbilder zu erhalten, um zu überprüfen ob sich die Verknöcherung verschlimmert hat.









